Geschichtliches von Swisttal-Odendorf





Einführung

Odendorf gehört zur Gemeinde Swisttal und liegt im südlichsten Teil der niederrheinischen Bucht auf der Escher Lößplatte. Die Böden in dieser Gegend sind fruchtbar, die Klimaverhältnisse günstig, seit der Römerzeit wird hier Land- und Ackerwirtschaft betrieben.
Die Gegend um Odendorf ist das regenärmste Gebiet im Rheinland.
20 km westlich von Odendorf, zwischen Düren und Euskirchen, befindet sich die größte Erdbebenzone Deutschlands.
Odendorf ist mit großer Wahrscheinlichkeit in der frühen Phase der merowingisch - karolingischen Epoche gegründet worden.

Ursprünglich gehörte Odendorf zum Herrschaftsbereich Tomburg.
Nach der Zerstörung der Tomburg im Jahr 1473 gehörte Odendorf zum Herzogtum Jülich.
Durch die Besetzung der Franzosen im Rheinland fiel Odendorf im Jahr 1794 zur Mairied Ollheim.
Unter der Regierungszeit der Preußen gehörte Odendorf zur Bürgermeisterei Ollheim, später zum Kreis Rheinbach. Die Gemeinde Odendorf gehörte bis 1961 zum Amt Ollheim,  dann zum Amt Ludendorf.

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung von 1969 gehörte Odendorf zur Gemeinde Swisttal in den im gleichen Jahr gegründeten Rhein-Sieg-Kreis.

Im Jahr 1999 wohnten in Odendorf 3544 Bewohner.

Die ersten urkundlichen Zeugnisse der katholischen Pfarre St. Petrus und Paulus stammen aus dem Jahr 893.
Im 12. Jahrhundert wurde eine kleine romanische Kirche gebaut; in der Zeit von 1901 bis 1906 wird eine große Kirche im neugotischen Stil gebaut.

Das evangelische Gemeindezentrum, das Dietrich-Bonhoeffer-Haus, wurde 1987 eröffnet und gehörte zur evangelischen Kirchengemeinde Swisttal.

¾ der Bewohner Odendorfs sind römisch/katholischer Konfession, ¼ sind evangelischer Konfession.


Geschichte von Odendorf

Odendorf kann bis jetzt auf eine über 7000jährige, fast lückenlose Siedlungsgeschichte zurückblicken.
Es existieren verschiedenste Funde aus unterschiedlichen Epochen, die in der Gegend um Odendorf gefunden wurden.

Mit der Eroberung und Besetzung des Rheinlandes durch die Römer beginnt ein historischer Abschnitt.
Zwischen 80 und 90 n. Chr. wurde die römische Eifelwasserleitung gebaut, dieses Baudenkmal gehört zu den bekanntesten im Rheinland.
Durch die 95,4 km langen Wasserleitungen flossen täglich 20 Millionen Liter Wasser in die Provinzhauptstadt Köln.
Dieses Aquädukt ist als Gefälleleitung entwickelt worden, das Wasser floss meistens unterirdisch.

Im Mittelalter wurden römische Straßenwege nicht mehr benötigt und daher vernachlässigt. Sie sind topographisch nicht mehr in alten Karten zu finden.
Die römischen Wasserleitungen und Straßen verfielen im Mittelalter, ihre Steine wurden ein 2tes Mal zum Bauen verwendet.
Beim Bau des Rheinbacher Hexenturms wurden Steine aus der Römerzeit verwendet.
Aus dem Jahre 1944 existiert ein Luftbild der Royal Airforce, auf dem der antike Trassenverlauf der römischen Eifelwasserleitung zu erkennen ist.
Das Wasser aus der Eifel ist sehr kalkhaltig, auf dem Grund der Leitungen und deren Seitenwänden bildeten sich Kalkablagerungen. Diese Kalkablagerungen wurden über die Jahrhunderte zu einem festen Stein, den man Aquäduktmarmor nannte.
Dieser Stein wurde in der Zeit vom 11ten bis 13ten Jahrhundert als Schmuckstein für Kirchen und Klöster verwendet.
Auch in der kleinen romanischen Kirche St. Peter und Paul in Odendorf ist Aquädukt-Marmor auf der Eifelwasserleitung zu finden.

In der Straßenliteratur des Rheinlandes findet man Belege, die darauf hinweisen, dass Odendorf an der, in die Eifel führende Römerstraße gelegen haben muss. Diese Straße führte über Palmersheim, Stoitzheim, Billig bis nach Zülpich, wo die Römer sich angesiedelt hatten. Von Zülpich führte eine Straße nach Trier und eine weitere nach Köln und Neuss.

Unter Karl dem Großen wurde Aachen zu einer der wichtigsten Zentren; es wurden neue Verkehrsstrecken entwickelt. Eine wichtige Straße verlief von Aachen über Düren und Rheinbach nach Frankfurt und war nur 1 km nördlich von Odendorf entfernt (Aachen-Frankfurter-Heerstraße).


1800 - 1945

1794 wurde das Rheinland von den Franzosen besetzt. Die Bewohner dieser Region hatten für den Zeitraum von 20 Jahren die französische Staatsangehörigkeit. Französisch wurde in dieser Periode zur Amts- und Gerichtssprache, und es herrschte Gewerbefreiheit. Gegenüber den geistlichen und weltlichen Grundherrn des alten Systems brauchten die Bürger keine Lasten und Dienste mehr abzuleisten.

32 Odendorfer fielen im 1sten Weltkrieg. Am 6.12.1918 wurde Odendorf zuerst von Kanadiern, später von Briten besetzt. Zu Beginn 1919 besetzten die Franzosen Odendorf zogen sich aber im selben Jahr zurück.

Am 30.06.1930 war die Besatzungszeit zu Ende.

1933 zogen 2 NSDAP Mietglieder in den Odendorfer Gemeinderat. (Das örtliche Leben war geprägt von Gleichschaltung und Anweisungen der Partei...).
Die Anlage des Fliegerhorstes (Einsatzflughafen) entstand in der Zeit von 1938/1939. „Der Fliegerhorst spielte dann Mai 1940“ kurzzeitig eine wichtige Rolle, als Zubringerflugplatz für Hitlers Führerhauptquartier „Felsennest“ in Münstereifel-Rodert und als Stützpunkt für Stukas des Kampfgeschwaders 2 (Immelmann), die den deutschen Truppen die Maasübergänge freibombten“.
Odendorf wurde „... am 10.01.1945 am Ende der Ardennenoffensive, von einem Bombenteppich getroffen“ „... bei dem 13 Einwohner und drei Soldaten den Tod fanden. Elf Wohnhäuser wurden zerstört und 35 Familien innerhalb von fünf Minuten obdachlos. In der Nacht vom 4. zum 5.3.1945 erreichten U.S.-Truppen Odendorf auf ihrem Vorstoß nach Südosten“.



Urkundliche Erwähnungen der kath. Pfarre St. Petrus und Paulus
(chronologischer Ablauf)

Jahr


893

Güteverzeichnis des fränkischen Klosters Prüm in der Eifel.

1008

Die Hälfte der Odendorfer Kirche gehört zur Abtei Deutz unter Erzbischof Heribert von Köln.

1197

gehört zu den Gütern des Kloster Schillingskapellen

1300

gehört zu den Besitzungen des Dekanats Zülpich

1400

Odendorf ist Besitz der Grafen von Blankenheim

1469

Odendorf gelangt durch Erbschaft an die Grafen von Manderscheid

1481

Odendorf gerät durch Verkauf (neben anderen Besitztümern) an die Kartause St. Alban in Trier.
Während der Reformationszeit blieb die Pfarre Odendorf beim katholischen Glauben. Die Ortschaft Miel war zu diesem Zeitpunkt protestantisch. Das Odendorf in dieser Zeit katholisch blieb, ist mit Sicherheit auf den Einfluß des Kartauserhofs zurückzuführen.

1723

Gründung der Bruderschaft Jesus, Maria und Joseph unter besonderem Schutz des heiligen Franz Xaver

1743

Entstehung der Odendorfer Vikarie

1801

im Rahmen der Säkularisation werden die meisten Pfarrgüter verkauft

1809

Pfarrei Odendorf gehört zum Bistum Aachen, welches 1801 von den Franzosen neu gegründet wurde

1876

Pfarrgemeinde Odendorf erhält den gesamten Grundbesitz des Landwirts Heinrich Wilkens (Wilkensstiftung) mit der Auflage, aus den gewonnenen Mitteln ein Armenhaus zu bauen. Zu diesem Bauvorhaben kam es aber nicht, dennoch „... erfüllte die Pfarre einen wesentlichen Anteil ihrer sozialen Aufgaben mit Mitteln aus der Wilkensstiftung“.

1886

erhält die Kirchengemeinde Odendorf die „Stiftung Dumont“ zur Errichtung einer neuen Pfarrkirche.

1901

mit dem Bau der neuen Kirche wird begonnen.

1903

Fertigstellung der Kirche.

1906

Weihe der neuen katholischen Kirche.

1910

Fertigstellung des Pfarrhauses.

1912

Inbetriebnahme des bereits 1901 geplanten Krankenhauses.
Die Krankenpflege übernahmen zunächst Augustinerinnen. Außerdem leiteten die Schwestern einen Kindergarten und eine Nähschule für Mädchen.

1920

Franziskanerinnen übernahmen diese Aufgaben.
Die Kapelle, die Wohnräume der Schwestern, der Kindergarten und die Nähschule befanden sich in der alten Pfarrkirche.
Während des 1sten Weltkrieges diente das Krankenhaus als Spital für verwundete Soldaten.


Alte kath. Pfarrkirche St. Petrus u. Paulus

Die Kirche von Odendorf wird das 1ste Mal gegen Ende des 13ten Jahrhunderts schriftlich erwähnt. Dennoch ist die dreischiffige Basilika aufgrund ihrer Bauweise älter, denn die ersten christlichen Kirchenbauten aus Stein entstanden in unserer Gegend im 11ten Jahrhundert und im frühen 12ten Jahrhundert.
Die alte Kirche wurde bedingt durch den Neubau der Kirche, umgebaut bzw. zweckentfremdet. Das Krankenhaus, später Altenheim, benutzten den Chor der Kirche als Hauskapelle.
„Das abgetrennte Mittelschiff war mit einer Zwischendecke geteilt worden, das nördliche Seitenschiff neu überbaut.
Die geschaffenen Räume dienten als Wohnräume der Nonnen und im Erdgeschoss als Kindergarten.“
Die Umfunktionierung der alten Pfarrkirche in Kindergarten und Nähschule mit angrenzendem Spital haben verhindert, daß die alte Kirche abgerissen wurde.
„Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche ist nur noch der romanische Taufstein aus Basaltlawa erhalten, ein flaches Becken mit mandelförmigen Vertiefungen auf rundem Schaft und rechteckigem profiliertem Sockel.“


Neue kath. Pfarrkirche St. Petrus u. Paulus

Fortsetzung folgt ...


Quelle: Swisttal-Odendorf, Verein Zehnthaus e.V., Auflage 1999